In der „Kulturhistorischen Scheune“

in Esebeck befindet sich eine volkskundliche Sammlung die Horst Dempewolf seit 2016 zusammengetragen hat. Sie umfasst mehr als 1000 Gegenstände der dörflichen Alltagskultur aus Handwerk, Land- und Hauswirtschaft, darunter Besonderheiten, aber auch Alltägliches und manche Kuriosität.

Alle diese Geräte und Gegenstände „erzählen“ Geschichten aus dem 19. und 20. Jahrhundert: In der Mitte der Scheune steht z. B. der Handwagen mit Koffern und Taschen, mit dem ein Ehepaar von Breslau in Schlesien nach Esebeck geflohen ist, eine Strecke von fast 700 Kilometern. Da hängt noch die Glocke des NS-Reichsarbeitsdienstlagers für Frauen in Esebeck, die für Appelle und Fliegeralarm geläutet wurde. Schmunzelnd können Besucher*innen den Kindernachttopf betrachten, der nicht umfallen kann, oder den handlichen Holzabortkasten für Erwachsene, die nachts den weiten Weg zum Plumpsklo vorbei an Miste, Jauche und scharfem Hund scheuten. Geräte für die Hausschlachterei, für das Backen von Brot und Kuchen im eigenen Hofbackofen, für die Große Wäsche ohne Waschmaschine oder für die Körperpflege sind ausgestellt.

Umfangreich präsentiert sind die Gerätschaften aus einer Tischlerwerkstatt und einer Schlosserei. Beachtenswert sind auch zahlreiche unterschiedliche Waagen, wie u.a. Sack-, Küchen- und Geschäftswaagen, die beim Abwiegen zugleich auch den Preis berechneten. Hohlmaße wie z. B. Scheffel, Himpten und Metze gibt es zu sehen. Da noch im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts der Flachsanbau und die Verarbeitung des Flachses zu Leinen in Esebeck, wie auch in vielen Dörfern der Region, ein sehr arbeitsreiches agrarisches Nebengewerbe war, dass die Existenz vieler Familien absicherte, wurden die dazu notwendigen Holzgeräte und die Arbeit damit gezeigt.

Gerd Busse

Auszug aus Zeitschrift „Südniedersachsen“ Heft 2/2025